Sonntag, 21. Dezember 2014

Bald ist Weihnacht


Statio 21.12.14 – 4. Advent

Liebe Gemeinde,

letztens hörte ich, wie einer zum anderen sagte: „Häs all höärt? ---- Boll is Wiehnacht…“ Auch wenn ich nicht so gut Plattkuern kann, ich würde mal sagen: das ist die westfälische Variante des Gedichtes „Draußen vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr.“ Und in der Tat: Es liegt was in der Luft. Bei den Bäckern duftet es schon seit Wochen nach Spekulatius. Die Lichterketten sind ausverkauft und der Glühwein schmeckt. Es muss wohl was dran sein. Hinweise gibt es genug: Bald ist Weihnacht.


Vor ein paar Jahren gab es sogar ein Weihnachtsgerücht.
Statt Spekulatius gab es Spekulationen. Die Computerfirma Apple streute es. Wer Gerüchte schürt, führt was im Schilde. Apple brachte ein neues Smartphone auf den Markt. Alle waren neugierig – waren gespannt. Typisch für die Gerüchteküche. Und alle wollten das Neueste wissen und auch das Neueste haben. Gut fürs Geschäft. Zumindest für die Firma Apple. Wer Gerüchte streut, sucht seinen Vorteil. Süßer die Kassen nie klingen als zur Weihnachtzeit.

Eine andere Qualität hat das Weihnachtsgeheimnis.
Der Roman von Jostein Gaarder erzählt: Joachim will einen Adventskalender. Aber alle sind ausverkauft – bis auf einen, und der ist handgemacht. Zu Hause öffnet er das erste Türchen und heraus fällt ein kleiner, eng beschriebener Zettel. Die Geschichte, die Joachim entziffert, erzählt von einer Pilgerreise. Die beginnt in Norwegen mit einem Stofflamm und einem Mädchen namens Elisabeth. Sie führt immer weiter zurück bis nach Bethlehem zur Geburt des Jesuskindes. Immer mehr folgen dem Zug. Je mehr Zettel Joachim liest, desto öfter fragt er sich, ob es das Mädchen, das den Pilgerzug anführt, tatsächlich gibt. Das Geheimnis wird gelüftet. Aber erst am 24. Dezember.[i]

Woran erkenne ich nun, dass bald Weihnachten ist?
Am Datum im Kalender? Am Duft, am Gerücht oder am Geheimnis?
Das Weihnachtsgeheimnis hat schon eine andere Qualität als der Weihnachtsgeruch und das Weihnachtsgerücht. Spekulatiusduft, Lichterketten und Glühwein machen Stimmung. Aber ist das schon Weihnacht? Der Firma Apple ging es ums Geld. Wenn der Rubel rollt – ist dann schon Weihnacht? Jostein Gaarder nimmt seine Leser mit auf eine Reise. Und das ist die andere Qualität: Das Buch nimmt seine Leser mit nach Bethlehem – auf eine Pilgerreise. Das Ziel dieser Reise zeigt, worum es eigentlich geht.

Aus dem Ziel dieser Reise – aus Betlehem – hat uns am letzten Sonntag auch das Friedenslicht erreicht. Entzündet wurde es an dem Ort, den wir als Geburtsort Jesu Christi verehren. Von dort haben es Pfadfinderinnen und Pfadfinder über Wien nach Münster und von dort nach Stadtlohn gebracht. Aus unseren Kirchen können Sie es mitnehmen nach Hause. Vielleicht brennt es ja dort schon seit einer Woche? Wie bei einer Bekannten. Sie erzählte: „Als mir eine Nachbarin das Friedenslicht brachte, habe ich mich riesig gefreut. Eine schöne Geste. Aus der Region, die alles andere als friedlich ist, kommt Hoffnung auf Frieden. Wenn ich das Friedenslicht bei mir zu Hause brennen lasse, dann denke ich an all die Menschen, die in diesen Tagen auf der Flucht sind. Die Angst haben um ihr Leben und um das ihrer Angehörigen. Ich denke an die Menschen, die alles verloren haben. An die, die nur ihr Leben retten konnten. Und die nun einen neuen Anfang suchen – eine Perspektive – auch hier in Stadtlohn. --
Aber ich hatte auch so meine liebe Not mit diesem Licht.“ – Meinte die Bekannte. „Es sollte ja nicht ausgehen. Wenn es den weiten Weg von Bethlehem bis Stadtlohn geschafft hat, dann kann ich es ja nicht einfach ausmachen und mit einem Feuerzeug wieder anzünden. Trotzdem hatte ich Angst, es über Nacht brennen zu lassen. Offenes Feuer – was da alles passieren kann. Einzig sicherer Ort: die Badewanne. Da kann es brennen. Nichts fängt Feuer. Da passiert nichts.“
Ein wenig nachdenklich meinte die Bekannte: „Da geb ich mir so viel Mühe mit dem Friedenslicht aus Bethlehem. Was tue ich eigentlich dafür, dass das wahre Licht in mir nicht ausgeht? Was tu ich dafür, dass das, was meinem Leben Sinn und Richtung gibt, nicht verkümmert?“ [ii]

Weihnachten wird, wenn das, was meinem Leben Sinn und Richtung gibt, in mir lebendig wird. König David aus der Bibel hat erkannt, was seinem Leben Richtung gibt. Für ihn war es das Wort Gottes – die Bundeslade. In der ersten Lesung hören wir davon. In der Bundeslade – in den zehn Geboten – verehrte das Volk Israel Gott selbst. Der war für sie da, zeigte ihnen die Richtung. Den Weg in die Freiheit. Und hat sie auch in Wüstenzeiten nicht verlassen. Für David war das Wort Gottes so wichtig, dass er ihm ein Haus – einen Tempel bauen wollte. Doch da hat er die Rechnung ohne Gott gemacht... Gott braucht kein Haus, aus Steinen. Keins, das Menschen ihm bauen. Das Wort Gottes – das Allerheiligste – verehrt, aber weggesperrt?! Wie das Friedenslicht in der Badewanne: Da passiert nichts. Da wird niemand angesteckt.

Gott will kein Haus, das Menschen ihm bauen. Er selbst ist es, der sich sein Haus, seinen Tempel baut: aus lebendigen Steinen. Aus Menschen, in ihrem Glauben, Hoffen und Lieben. In ihnen will er wohnen. Und hofft, dass dieses Haus aus lebendigen Steinen sich anstecken lässt. Feuer fängt für seine Liebe. Wenn die Liebe Gottes in uns lebendig wird, dann wird Weihnachten.

So, wie in Maria Weihnachten wurde. In ihr hat Gott Wohnung genommen. Maria hat ihm Raum gegeben – in ihrem Leben. Zunächst allerdings hat sie sich gewehrt. Hat dem Engel widersprochen: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ Heißt es heute im Evangelium. In heutiger Sprache hätte sie vielleicht gesagt: „Nee, heiraten und Familienplanung steht noch nicht an. Dafür bin ich noch zu jung.“ Im übertragenen Sinn könnte man ihren Widerstand anders deuten: Sich wehren, dass Gott konkret in ihr Leben eintritt. Für heute könnte das mancher so sagen: „Glauben, Beten, Gutes tun? Dafür hab ich keine Zeit.“ Dann aber hat Maria sich doch auf Gott eingelassen. „Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“

Diese Haltung Marias kann auch uns heute Beispiel sein.
Mich auf Gott einlassen, ihm Vertrauen. Ihm einen Platz in meinem Leben einräumen. Zeit für Gott freihalten. In seinem Sinn handeln und das Leben gestalten. Dann wird er auch durch uns heute zur Welt kommen. Und dann, ja dann wird Weihnacht. Auch ohne Weihnachtsduft, Gerücht und Weihnachtsgeheimnis. Dennoch möchte ich auf alles drei nicht verzichten.
Der Duft macht Appetit. Das Gerücht macht neugierig und das Geheimnis drängt, einer Sache auf den Grund zu gehen. Alles drei hilft auch im Glauben. Weihnachten wird, wenn wir Geschmack finden an Gott. Weihnachten wird, wenn wir Interesse haben und neugierig sind auf ihn. Und Weihnachten wird, wenn wir dem Glauben auf den Grund gehen, uns neu drauf einlassen. Und dazu haben wir ja jetzt noch ein paar Tage Zeit...

Manchmal muss man dafür eine Pilgerfahrt machen. Nicht unbedingt nach Bethlehem – ins Heilige Land. Zu Fuß oder mit dem Flieger. Wichtiger ist die Pilgerfahrt im Herzen. Innerlich aufbrechen; losgehen; gespannt sein, was kommt, wenn ich mich auf Gott einlasse.
Wer sich wirklich auf Gott einlässt, bekommt es nicht mit einem Gerücht zu tun, sondern mit der Wahrheit. Und damit lebt es sich doch allemal besser… Dann kommt das wahre Licht in ihm zum Leuchten.

Nahrung bekommt dieses Licht durch das Wort Gottes – durch die Bibel. Und auch durch die Feier der Eucharistie. Wer beides in sich aufnimmt – das Wort und das Brot – in dem nimmt Gott Wohnung. Der ist sein Haus - sein Tempel. Dann kommt ER in mir – in dir – zur Welt. Dann, ja dann erst wird Weihnacht.
(Anne-Marie Eising, Pastoralreferentin)





[ii] Andrea Schwarz in: Anzeiger für die Seelsorge 12/2014, S. 24

Freitag, 31. Oktober 2014

Allheilmittel selbstbestimmter Tod? Gott ist aller Heil!


Statio zu Allerheiligen 2014

Liebe Gemeinde,
was halten Sie von Sterbehilfe? Oder davon, dass Ärzte beim Selbstmord assistieren? Darüber wird ja viel diskutiert. Einige Politiker wollen das Gesetz ändern.

Vor einer Woche machte eine junge Frau aus den USA Schlagzeilen. In der Zeitung las ich: Brittany Maynard wolle sich am 1. November – an Allerheiligen – das Leben nehmen. 29 Jahre ist sie erst. Leidet an einem Hirntumor – unheilbar. Ärzte haben ihr Gift verschrieben. In Oregon in den USA ist das erlaubt. Die Fläschchen mit dem Gift trägt Brittany bei sich. Ihr Ehemann sagt: „Nicht leiden zu müssen, sondern entscheiden zu können, wann es genug ist, ist eine große Erleichterung.“ -  Ihren Selbstmord hatte sie angekündigt in einem YouTube-Video. Gedreht von einer Organisation, die in den gesamten USA Sterbehilfegesetze durchsetzen will.
Wie mag es Brittany wohl gehen? Ob sie das Gift tatsächlich nimmt? Gestern hab ich gedacht: Was ist, wenn für sie das Leben am 1. November doch lebenswert ist? Unter welchem Druck mag sie nun stehen? Heute kam ein neues Video: Sie verschiebt den Termin ihres Todes. Das Leben sei im Moment noch schön.

Ein anderes Beispiel:
Im letzten Jahr starb Walter Jens. Er war Schriftsteller. Einer der bedeutenden Denker in Deutschland. 90 Jahre ist er geworden. In jungen Jahren kämpfte für die aktive Sterbehilfe. Für sich selbst hatte er klar, dass er nicht mehr leben wolle, wenn er nur ein Schatten seiner selbst sei. 1994 sagte er: „Darf ich nach einem selbst-bestimmten Leben nicht auch einen selbstbestimmten Tod haben, statt als ein dem Gespött preisgegebenes Etwas zu sterben, das nur von fern her an mich erinnert?“ 20 Jahre später wurde er dement. Seine Familie und ein befreundeter Arzt hatten versprochen, ihm seinen Sterbewillen zu erfüllen. Aber es kam anders. Etwa 10 Jahre lebte er noch. Trotz Demenz. Wird pflegebedürftig. Doch niemand nimmt ihm das Leben. Der Grund: Sein Sohn berichtet über seinen dementen Vater: „Dann, auf einmal, lächelt mein Vater und sagt: „Aber schön ist es doch.“ [1]

Warum wünschen sich Menschen Sterbehilfe oder Hilfe beim Selbstmord? Untersuchungen aus den Niederlanden haben gezeigt: Es ist nicht in erster Linie die Angst vor unerträglichen Leiden. Die häufigsten Motive waren: Furcht, die Würde zu verlieren; man will keinem zur Last fallen; Einsamkeit und Depression. 
Die Untersuchungen brachten noch etwas anderes zutage: Neben der Tötung auf Verlangen – da konnten die Patienten ihren Willen ganz klar äußern – gab es jährlich etwa 1000 Fälle, die es vom Gesetz her eigentlich gar nicht geben durfte: 1000 Fälle von aktiver Sterbehilfe, die vom Arzt durchgeführt wurden – ohne ausdrückliches und beständiges Verlangen des Patienten. Als Motiv für ihr Tun nannten Ärzte – natürlich anonym – nicht an erster Stelle Schmerzen oder Leiden der Patienten. Wichtigere Motive waren: die zu erwartende niedrigere Lebensqualität; die Erfolglosigkeit weiterer Therapien  und vor allem: der Wunsch der Angehörigen…[2]

Auch wenn eine Gesellschaft es schaffen sollte, Missbrauch auszuschließen: Ich persönlich halte eine Lockerung der Gesetze für gefährlich.
Ich frage mich: Würde die Palliativmedizin noch ausgebaut werden? Würde weiter geforscht? Das ist ja teuer. Für Krankenkassen wäre der ärztlich assistierte Selbstmord billiger, als eine lange Schmerztherapie. 1998 nannte man das mit dem Unwort des Jahres: „sozialverträgliches Frühableben“. Damals ging es um die Rente. Als Rentner verursache ein Mensch mehr Kosten, als er Nutzen bringe – zumindest volkswirtschaftlich gesehen. - Das ist menschenverachtend.
Weiter frage ich mich: Wenn die Tötung auf Verlangen legal wird, was ist mit denjenigen, die sich dagegen entscheiden? Die den Zeitpunkt des Todes in andere Hände legen? Geraten die nicht unter einen ungeheuren Rechtfertigungsdruck? Schon heute müssen sich ja Eltern rechtfertigen, wenn sie ein behindertes Kind bekommen. Oft heißt es dann: „Das muss doch heute nicht mehr sein.“ Wäre die Selbstbestimmung über den Zeitpunkt des eigenen Todes eine neue Freiheit, oder würd es einmal zum Zwang, es tun zu müssen?

Darf eine Gesellschaft das Leid aus der Welt schaffen, indem sie die Leidenden aus der Welt schafft? Jemand hat mal gesagt: „Den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft kann man daran messen, wie sie mit den Schwächsten umgeht.“ Beim Thema ärztlich assistierter Selbstmord oder Tötung auf Verlangen geht es auch um die Werte, die einer Gesellschaft wichtig sind. Lebenswert scheint heute zu sein: Erfolg haben, schön sein, aktiv sein. Ihr Heil sehen viele Menschen darin, selbstbestimmt zu sein, unabhängig und vor allem: gesund. Ja, Hauptsache gesund!

Wenn wir heute Allerheiligen feiern gedenken wir aller Heiligen. Die meisten, die die Kirche heiliggesprochen hat, waren allerdings alles andere als gesund. Viele hatten zeit ihres Lebens mit körperlichen oder seelischen Leiden zu kämpfen. Einige Beispiele: Hildegard von Bingen: sie hatte wohl starkes Rheuma. War oft ans Bett gefesselt. Ignatius von Loyola humpelte. Wegen einer Kriegsverletzung. Franz von Assisi wurde blind. Und Bernadette aus Lourdes starb an Knochentuberkulose. Die Heiligen waren alles andere als gesund. Aber sie waren heil.

Was bedeutet eigentlich heil sein, wenn es nicht gesund sein heißt? Heil sein heißt für mich: Bei Gott sein, vollkommene Nähe zu ihm erfahren. So, wie es im Paradies war: Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, sah er alles an und es war sehr gut. Die Menschen lebten noch im Einklang mit sich selbst, mit ihren Mitmenschen und mit Gott. Sie empfanden inneren Frieden. Die Heiligen hatten davon eine Ahnung. Sie haben alles von Gott erwartet, nicht von ihrer Gesundheit. Er war der Grund und das Ziel ihres Lebens. So, wie es im Evangelium heute heißt: „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Die Einheit mit Gott machte die Heiligen heil. Man kann sagen: Gesundheit ist spätestens mit dem Tod zu Ende. Das Heil aber kommt mit dem Tod zur Vollendung. Das ist keine Jenseitsvertröstung. Es geht um´s Heil-sein im Hier und Jetzt. Wer mit Gott lebt wird heil. Im Leben nach dem Tod und vor allem schon im Leben vor dem Tod. 
 
Wenn wir heute Allerheiligen feiern, gedenken wir des Heils im doppelten Sinn: Wir gedenken aller Heiligen und wir feiern unser aller Heil. Eben Aller-Heil-igen. Im Grunde feiern wir jetzt im Herbst ein Osterfest. Denn wir glauben, dass die Heiligen schon von Gott vollendet sind. Und damit meine ich nicht nur die von der Kirche Heiliggesprochenen. Damit meine ich alle Christen, die vor uns gelebt und geglaubt haben. 
Auch kranke Menschen können heil sein. Viele Pilger berichten, dass sie aus Lourdes anders wieder nach Hause gekommen sind – trotz Krankheit. Ich glaube, sie haben inneren Frieden gefunden – gerade in der Krankheit.  

Unsere Aufgabe als Gesellschaft ist es, dafür zu sorgen, dass kranke und sterbende Menschen keine Angst haben müssen, allein zu sein. Dass sie liebevolle Pflege erhalten – ohne Bürokratie und ohne Geldsorgen. Unsere Aufgabe ist es, Menschen mit Krankheit und Behinderung das Gefühl zu geben, dass sie wertvoll sind und keine Last. Vor allem gilt es, ihre Würde zu wahren. Dazu gehört auch, keine Schmerzen zu haben. Alle schwer Kranken müssen Zugang zur Palliativmedizin erhalten. Da gibt es noch viel zu tun.

Und wenn doch jemand um Hilfe zum Selbstmord bittet?
Christen dürfen niemanden verurteilen. Ich habe Hochachtung vor Nikolaus Schneider – dem Ratsvorsitzenden der EKD. Entgegen seiner Überzeugung als Christ würde er seine Frau zum Sterben begleiten in die Schweiz – aus Liebe.

Für Christen ist das Leben unantastbar. Ein Geschenk Gottes, das es zu schützen gilt. Nicht für aktive Sterbehilfe dürfen Christen eintreten, sondern für aktive Lebenshilfe. Dem fühlt sich die Hospizbewegung verpflichtet. Sie handelt nach den Worten ihrer Gründerin Cicely Saunders. Diese sagte Sterbenden: „Sie sind bis zum letzten Augenblick ihres Lebens wichtig. Und wir werden alles tun, damit Sie nicht nur in Frieden sterben sondern auch bis zuletzt leben können.“

Bis zuletzt leben. Und sterben im Vertrauen darauf, dass wir nicht tiefer fallen können als in die Hände Gottes.

(Anne-Marie Eising, Pastoralreferentin St. Otger, Stadtlohn)




[1] Michael Strom, CIG Nr. 13/2009, S. 135f.
[2] Dr. Dr. Peter Fonk, Handeln aus christlicher Verantwortung, LB23 Theologie im Fernkurs 2002, S. 97ff.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Nikolaus oder Weihnachtsmann?

Liebe Kinder,
ich glaube an den Nikolaus. Der hat wirklich gelebt. Er war vor vielen Jahren Bischof in der heutigen Türkei. Für mich ist der heilige Nikolaus ein Vorbild im Glauben. Er zeigt mir, wie ich als Christin leben kann.
Ich finde den Nikolaus auch besser als den Weihnachtmann. Dieser ist nämlich erfunden. Darum mache ich mir aus dem Schoko-Weihnachtsmann einen Nikolaus. Wie das geht, kannst du hier sehen: Nikolausbastelbogen - Aktion Weihnachtsmannfreie Zone

Die Aktion "Weihnachtsmannfreie Zone" setzt sich dafür ein, dass der heilige Nikolaus nicht vergessen wird. Hier mehr: Film zur Aktion Weihnachtsmannfreie Zone

Bestimmt weißt du, wer der heilige Nikolaus war. Hier kannst du es noch einmal nachlesen: Wer war der heilige Nikolaus?

Übrigens:
Die Messdiener verkaufen jedes Jahr den "echten" Schoko-Nikolaus.

Auch im K-Punkt (Dufkampstr. 20) kannst du ihn kaufen.

Donnerstag, 4. September 2014

Buchempfehlungen

Die Eucharistie

 Genährt und gesendet

Inhalt
Die Eucharistie ist das Geschenk Jesu, durch das er den Christen auf dem Weg ihres Lebens stützend und nährend nahe ist. Die Bild- und Text-Meditationen fördern ein tieferes Verständnis der heiligen Messen und eignen sich als wertvolles Geschenk für jung und alt. (Eher für Erwachsene)

Sonntag, 24. August 2014

Menschen für die Liebe Gottes aufschließen

Statio zu Mt 16, 13-20

21. So. LJA – 23./24.8.2014


Liebe Gemeinde,
manche Leute erzählen sich gerne Witze über Petrus, den Türsteher des Himmels. Kennen Sie den schon?
„Ein Pfarrer und ein Reisebusfahrer warten vor der Himmelstür. Endlich lässt Petrus den Busfahrer hinein. Dem Gottesmann verwehrt er den Eintritt. „Wenn du gepredigt hast, haben die Leute in der Kirche geschlafen. Aber wenn der da am Lenkrad saß, haben alle Leute im Bus gebetet.“

Nun hoffe ich mal, dass Sie bei meiner Predigt nicht einschlafen werden. Und ebenso hoffe ich, dass Sie nicht nur beten, wenn Sie eine Heidenangst haben oder Panik. Das Wort Panik kommt vom griechischen Gott Pan. Der Schutzgott der Hirten. Vor ihm hatten alle Angst. Halb Mensch, halb Ziegenbock konnte er die Herden so erschrecken, dass sie plötzlich auseinander liefen. Fatal für die Hirten, wenn sie dadurch Tiere verloren. Deshalb versuchte man den Pan bei Laune halten –mit Opfern.

Vor so einem Heiligtum des Pan steht Jesus heute im Evangelium mit seinen Jüngern. In Caesarea Philippi: Ein Tempel des Hirtengottes Pan. Dort sagt er ihnen: „Die Mächte der Unterwelt werden die Kirche nicht bezwingen.“ In der Unterwelt herrscht der Tod. Und vor dem haben die Menschen ja am meisten Angst. Vor der Kulisse des Panheiligtums sagt Jesus den Jüngern also: „Habt keine Angst, ich selbst werde den Tod bezwingen.“ Wer sich zu Christus bekennt, braucht keine Panik zu haben vor dem Tod. Weder vor dem persönlichen, noch vor dem Tod – dem Untergang – der Kirche. Vorausgesetzt, die Christen nutzen den Schlüssel des Himmelreiches, den Jesus dem Petrus übergibt.

Im Witz entscheidet Petrus darüber, wer in den Himmel kommt. Für Jesus ist klar: Das ist die Sache Gottes. Aber Petrus soll den Menschen den Zugang zu ihm eröffnen. Die Kirche soll die Menschen für die Liebe Gottes aufschließen. Und keine Angst haben vor dem Untergang. Die haben allerdings heute Viele. Nicht nur die Bischöfe. Der Grund sind die jüngsten Zahlen zu den Kirchenaustritten. Manche appellieren dann: Wir müssen den Menschen die Werte der Kirche einfach anders vermitteln. Die Sprache der Leute sprechen. Allerdings, ich glaube, allein um die Ausdrucksweise ging es Jesus bestimmt nicht bei der Schlüsselübergabe. Den Menschen den Himmel aufschließen heißt, sie mit Gottes Liebe in Berührung zu bringen. Das schließt handfeste Veränderungen mit ein! Jesus nennt das „binden und lösen“. Im Evangelium sagt er dem Petrus und damit der ganzen Kirche: „Was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“

Jesus spricht hier nicht von Hochzeit und Scheidung. Er redet davon, dass Gesetze und Normen auch geändert werden müssen. Immer dann, wenn sie den Menschen den Zugang zur Liebe Gottes versperren. Diese Binde- und Lösegewalt hatten im Judentum bereits die Schriftgelehrten und Rabbiner. Sie sollten feststellen, ob ein Gesetz Gottes noch verbindlich war oder ob es aufgelöst werden musste. In einer bestimmten Zeit entstanden, passt es nicht für alle Zeit. Binde- und Lösegewalt heißt: was die Schriftgelehrten in ihrer Zeit für verbindlich erklärten, galt auch vor Gott als verbindlich. Wenn sie ein Gesetz auflösten, dann galt es auch vor Gott als aufgelöst. –

Das klingt ziemlich anmaßend. Stellen sich hier Menschen über das Gesetz Gottes? Bestimmt hatten manche Schriftgelehrten Angst davor, diese Verantwortung zu übernehmen. Aus Angst, falsche Entscheidungen zu treffen, blieb in vielen Bereichen alles beim Alten. Auch, wenn es den Menschen nicht mehr nützte. Damit bürdeten sie den Gläubigen Gesetze auf, die diese nie halten konnten. Die Folge: Die Menschen hatten Angst davor, nie richtig vor Gott dastehen zu können. Aus Angst vor Veränderungen verbreiteten die Schriftgelehrten unter den Menschen damals eine Heidenangst.

Diese Vollmacht, die die Schriftgelehrten hatten, überträgt Jesus nun auf Petrus und die junge Kirche. Damit sagt er: „Macht ihr es besser! Öffnet den Menschen die Tür zur Liebe Gottes.“ Dazu müssen auch mal kirchliche Normen verändert werden. Und was die Kirche dann für verbindlich erklärt, das gilt auch vor Gott als verbindlich. Das gleiche gilt, wenn sie Normen ändert oder abschafft.

Die erste Norm der jungen Kirche hat Petrus selbst abgeschafft. Es ging um die Frage: Müssen Heiden, die getauft werden wollen, zuerst Juden werden? Nach heftigem Ringen verzichtet Petrus darauf. Danach erst konnte Paulus weiter missionieren. Nur dadurch breitete sich das Christentum aus: im ganzen Mittelmeerraum, in der ganzen Welt.

Was heißt das für die Kirche heute? Welche Normen eröffnen Menschen heute die Liebe Gottes? Welche schließen sie von seiner Liebe aus? Was bleibt verbindlich, wovon müssen wir uns lösen? Schwere Fragen – keine leichten Entscheidungen.

Vier Beispiele von vielen:

Das Sonntagsgebot:
Sonntags Eucharistie zu feiern ist für manche gar keine Frage – für Sie, die Sie hier sitzen, ist das keine Frage. Für Christen, die einen Zugang zur Liebe Gottes gefunden haben, ist das selbstverständlich. Wer mit Gott dagegen nichts anfangen kann, wird auch durch ein Gebot nicht dazu bewegt werden. Er hat ja gar keinen Grund, Gottesdienst zu feiern. Ich finde: Die Norm sollte bleiben. Sonntags die Messe zu feiern, können Christen nicht aufgeben, wenn sie mit Christus in Verbindung bleiben wollen. Allerdings: Für Christus werben ist besser, als zur Kirche zu zwingen.
 
Sexualmoral der Kirche:
Da lässt sich heute niemand mehr reinreden. Wichtiger als die Frage „wann darf man?“ scheint mir die Frage „wie kann man Sexualität verantwortlich leben?“ Treue, gegenseitige Wertschätzung und Liebe sind bleibende Werte! Entscheidend ist die Frage: Ist Sexualität Zeichen der Liebe oder ist der Partner nur ein Objekt, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen? Sogenannte „eheliche Pflichten“ waren früher bestimmt für manche die Hölle auf Erden.

Wiederverheiratet Geschiedene:
Das Versprechen, ein Leben lang füreinander da zu sein und einander treu zu bleiben, was immer auch komme, halte ich für ein unheimlich hohes Gut. Das möchte ich auf keinen Fall aufgeben. Aber wie gehen wir mit dem Scheitern um?
Im Christentum ist sonst ja auch nach dem Scheitern ein Neuanfang möglich. Umkehr, Vergebung und Barmherzigkeit sind zentrale Themen der Botschaft Jesu. Ich persönlich hoffe, dass sich bald etwas ändert im kirchlichen Arbeitsrecht. Und vor allem bei der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zum Empfang der Sakramente. Wie sollen wir Menschen die Liebe Gottes eröffnen, wenn wir sie ausschließen von den Zeichen der Nähe Gottes?

Schließlich die Rolle der Frau in der Kirche:
Argumente gegen die Priesterweihe von Frauen findet man in der Bibel. Argumente dafür ebenfalls. Wer aber keine Argumente mehr hat, erlässt ein Diskussionsverbot. Papst Johannes Paul II. hatte endgültig festgelegt, dass die Kirche von Gott nicht dazu ermächtigt sei, Frauen zu weihen. Papst Franziskus hat in einem Interview bekräftigt, diese Tür sei verschlossen.
Nun, verschlossene Türen kann man öffnen – wenn man will. Selbst die heilige Pforte in Rom – sie ist zugemauert – wird alle 50 Jahre vom Papst selbst eingerissen. Und was die Ermächtigung der Kirche angeht: Jesus hat ihr die Binde- und Lösegewalt übertragen. Somit ist sie ermächtigt, auch diese Norm zu überdenken. Allerdings – manche Menschen scheinen noch nicht reif zu sein für solch eine Änderung. Auch heute noch werden manchmal Mädchen als Messdienerin abgelehnt, Frauen als Kommunionhelferin. Und ich schon ein paarmal als Leiterin einer Beerdigung. Und das nur, weil ich eine Frau bin! Manche Menschen scheinen eine panische Angst davor zu haben, dass sich etwas ändert.

Aber nur, was sich ändert, bleibt. Wer sich ändert, bleibt sich treu.
Die Kirche muss tun, was Jesus ihr aufgetragen hat: sich an Normen binden, die den Menschen die Liebe Gottes erschließen. Von anderen muss sie sich lösen. Das ist eine große Verantwortung. Aber Gott vertraut seiner Kirche. Er traut ihr etwas zu! Und sein Geist wirkt in ihr. Mit ihm brauchen wir keine Angst haben – auch nicht vor Veränderung. Denn nicht Panik bestimmt uns Christen, sondern Christus. Mit ihm finden wir zu Gott.
(Anne-Marie Eising, Pastoralreferentin St. Otger, Stadtlohn)

Sonntag, 6. April 2014

Familienwochenende 2014

 
Heute endete das Familienwochenende des Familienweges in Burlo. 
 
 
 Ereignisreiche Tage fanden ihren Abschluss mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier.












An verschiedenen Stationen haben sich  die Erstkommunionkinder - gemeinsam mit ihren Eltern - dem Geheimnis der Eucharistie genähert.


 Vom Korn zum Brot,

von der Traube zum Wein...











Was ist für uns eine gelungene Familienmahlzeit?

Spaghetti und Kartoffeln mit Petersilie...
gute Gespräche, zuhören...
sich vom Tag erzählen und anschließend ein Spiel spielen...
...


Und zwischendurch ein bisschen Entspannung bei Massage und Lektüre...




 


 

 

 



 


 


 



Montag, 31. März 2014

Bibelempfehlung

Liebe Eltern,
in der letzten Woche haben sich die Erstkommunionkinder mit der Bibel beschäftigt. Näheres zur Bedeutung der Bibel für den Glauben der Christen und für die Feier des Gottesdienstes können Sie dem Elternbrief zur fünften Gruppenstunde entnehmen. Wenn Sie eine geeignete Kinderbibel suchen, kann ich Ihnen diese von Rainer Oberthür empfehlen:

http://www.randomhouse.de/Buch/Die-Bibel-fuer-Kinder-und-alle-im-Haus/Rainer-Oberthuer/e245507.rhd

Vielleicht machen Sie sich ja gemeinsam mit Ihrem Kind auf den Weg, die Bibel - und damit Gott - immer besser kennen zu lernen?

Donnerstag, 20. März 2014

Wie werden Hostien hergestellt?

Ordensfrauen backen Hostien. Wie sie dies tun und welche Bedeutung dies für sie hat, zeigt dieser Film: https://www.youtube.com/watch?v=c0D7NJd38WU

Und auch evangelische Christen in Dresden backen Hostien: https://www.youtube.com/watch?v=AarveqU3c6M

Diesen Film find ich noch am besten: https://www.youtube.com/watch?v=9CLwDr2ih8M




Samstag, 15. März 2014

Erstbeichte - Beichtfeier


Vor Beginn der  eigentlichen Erstkommunionvorbereitung empfangen die Kinder zum ersten Mal das Sakrament der Versöhnung.

Dies begehen wir im Rahmen einer gemeinsamen Beichtfeier.


Während dieser Feier können die Kinder - und natürlich auch die Erwachsenen - zu einem von mehreren anwesenden Priestern gehen und ein persönliches Sündenbekenntnis ablegen.



Danach sagt ihnen der Priester - indem er ihnen die Hände auflegt - die Vergebung Gottes zu.

Im vierten Schuljahr laden wir die Kinder ein, das Sakrament der Versöhnung im Rahmen eines Beichtgespräches kennen zu lernen. Darauf werden sie im Rahmen einer Kontaktstunde in der Schule vorbereitet. Eine Einführung gibt es ebenfalls unmittelbar vor dem Beichtgespräch.

Anmeldung

Die Anmeldung aller Kinder, die zur Erstkommunion gehen möchten, erfolgt während des ersten Elternabends direkt nach den Sommerferien.
 
Dazu werden die Eltern kurz vor den Sommerferien eingeladen. Das Einladungsschreiben verteilen wir über die Grundschulen in Stadtlohn an die Schüler der zweiten Klasse. Eltern, deren Kinder nicht in Stadtlohn zur Schule gehen, werden über die örtliche Presse, die Kirchenzeitung oder über die Vermeldungen vor den Gottesdiensten informiert. Wer das Einladungsschreiben nicht erhalten hat, kann es hier herunterladen:
http://www.st-otger.de/dateien/Einladung%20zum%201.%20Elternabend%202015.pdf
 
Ebenso das Anmeldeformular:
Wenn Sie für Ihr Kind den Samstags- oder Familienweg wählen, müssen Sie es dazu gesondert anmelden. Diesen Termin erfahren Sie während des ersten Elternabends.

Freitag, 14. März 2014

FAMILIENWEG


Der „Familienweg“ richtet sich an Familien, die sich aus Anlass der Erstkommunionvorbereitung als Familie gemeinsam auf den Weg machen wollen, tiefer in ihren Glauben hineinzuwachsen. Er richtet sich an die ganze Familie, also auch an Eltern und an jüngere und ältere Geschwister. Wenigstens eine erwachsene Bezugsperson – das kann auch zum Beispiel die Großmutter oder der Patenonkel sein – sollte das Kind auf diesem Weg aktiv begleiten. Das Kernstück dieses Weges ist ein Familienwochenende in einem Bildungshaus. Dort gibt es Angebote für die Kommunionkinder mit ihren Eltern, aber auch für jüngere und ältere Geschwisterkinder. An diesem Wochenende ist uns der Austausch über den Glauben innerhalb der Familie wichtig.

drei Treffen in Stadtlohn
  • Programm für Erstkommunionkinder mit Eltern / Bezugsperson.
  • Ort: Pfarrzentrum
  • Zeit: ca. 2 Stunden am Sonntag in Verbindung mit der Gemeindemesse.

sechs Treffen in der Kirche mit den Kindern der anderen Wege

  • Kirchenführung
  • Beichtfeier
  • Gottesdienste und Andachten
ein Wochenende in einem Bildungshaus
  • Programm für ganze Familie

Teilnehmerzahl:
  • maximal 55 Personen

Anmeldung:
  • allgemeine Anmeldung zur Erstkommunion während des ersten Elternabends,
  • Entscheidung für den Familienweg siehe gesonderter Anmeldetermin
    (wird beim ersten Elternabend bekanntgegeben).

Kosten:
  • 10,- € allgemeiner Kostenbeitrag
  • Unterkunftskosten im Bildungshaus (maximal 220,-€ pro Familie)
  • Eine Kostenbeteiligung der Gemeindecaritas ist möglich

SAMSTAGSWEG

Fünf Treffen
  • Ort: Pfarrzentrum
  • Zeit: 10.30 Uhr - 15.30 Uhr (erstes Treffen 13.30 Uhr - 16.30 Uhr !!)
Drei Gottesdienste und Andachten gemeinsam mit den anderen Gruppen.

Mittagsimbiss (Hilfe von Eltern ist willkommen).

Begleitung durch festes Katechetenteam, ergänzt durch interessierte Eltern.

Gruppeneinteilung:
ergibt sich am Samstag vor Ort.

Teilnehmerzahl:
begrenzt auf 40 Kinder

Anmeldung:
  • allgemeine Anmeldung zur Erstkommunion während des ersten Elternabends,
  • Entscheidung für den Samstagsweg siehe gesonderter Anmeldetermin (wird beim ersten Elternabend bekanntgegeben).

Kostenbeitrag:
10,- € allgemeiner Kostenbeitrag,
20,-€ für den Mittagsimbiss.
Eine Kostenbeteiligung der Gemeindecaritas ist möglich.


KLASSISCHER WEG

Neun Gruppenstunden in einer Kleingruppe (ca. 6 Kinder)
  • Dauer: ca. 1-1,5 Std.
  •  Begleitung durch Katechet/-in (z.B. Mutter oder Vater eines Erstkommunionkindes)
  • Ort: bei einer der Familien oder bei den Katechten zu Hause
Sieben Treffen in der Kirche gemeinsam mit anderen Gruppen
  • (z.B. Kirchenführung, Beichtvorbereitung und Beichtfeier, Gottesdienste und Andachten)
  • Infos zu diesen Treffen beim Elternabend.

Gruppeneinteilung:
Die Gruppen stellt Anne-Marie Eising (Pastoralreferentin) gemeinsam mit den Katecheten zusammen. Alle angemeldeten Kinder finden eine Gruppe. Vorherige Absprachen der Eltern untereinander sind nicht nötig!

Anmeldung:
Beim ersten Elternabend.

Kostenbeitrag:
10,- €
Eine Kostenbeteiligung der Gemeindecaritas ist möglich.

Drei Vorbereitungswege zur Erstbeichte und Erstkommunion

Wir möchten den unterschiedlichen Lebenssituation von Familien gerecht werden

Familien leben heute sehr individuell. Die Eltern sind beruflich und familiär unterschiedlich gefordert, und auch der Tagesablauf der Kinder ist bereits häufig vom Terminkalender geprägt. Manche Kinder gehen in die offene Ganztagsschule, fast alle sind im Sportverein, in der Musikschule oder in anderen Gruppen aktiv. Alle Kinder wachsen in unterschiedlichen Familienkonstellationen auf. In einer „Patchworkfamilie“ sieht das Zusammenleben anders aus, als wenn Oma oder Opa mit im Haus leben. Ganz anderen Herausforderungen müssen sich Alleinerziehende stellen. Die Familie, die in ein vorgegebenes Schema passt, gibt es nicht. Und das gilt auch für das Verhältnis zur Kirche und zum christlichen Glauben.

Wir versuchen, den unterschiedlichen Bedürfnissen von Familien gerecht zu werden und bieten den Familien drei verschiedene Wege an, ihr Kind auf die Erstbeichte und die Erstkommunion vorzubereiten: Den „Klassischen Weg“, einen „Samstagsweg“ und einen „Familienweg“. Die Familien wählen aus, welcher Weg am besten zu ihnen passt.

 

 

Sonntag, 9. März 2014

Katechese: entscheidend ist die Qualitiät der Begegnung


Statio vom 2./3.11.2013 - CJ31 –  Ev.: Lk 19,1-10 – Zachäus

 
Was ist das wichtigste Wort im Leben eines kleinen Kindes? „Mama“? oder „Papa“? Darüber freuen sich Mama und Papa natürlich besonders. Worüber sie sich meist gar nicht freuen ist das Wort „NEIN“. Wenn das Kind anfängt, NEIN zu sagen, wird es anstrengend. Dabei ist das „NEIN“ ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass das Kind seine eigene Persönlichkeit entwickelt. „NEIN“ sagen kann ein Kind nur, wenn andere bedingungslos „JA“ zu ihm sagen. Wenn es keine Angst haben muss, die Liebe der Eltern zu verlieren. Durch eine vertrauensvolle Beziehung und eine sichere Bindung zu den Eltern entwickelt das Kind das sogenannte Urvertrauen. Ein grundsätzliches Vertrauen ins Leben. Und dies ist entscheidend dafür, dass es später „JA“ zu sich selbst sagen kann, auch wenn andere einmal „NEIN“ zu ihm sagen.  ---  Entscheidend für das Urvertrauen ist also die Qualität der Beziehung zwischen Eltern und Kind.

 Auch Psychologen haben herausgefunden: Für den Erfolg einer Therapie oder einer Beratung ist es nicht allein wichtig, was der Berater kann. Ausschlaggebend ist die Qualität der Begegnung zwischen ihm und dem Ratsuchenden. Wenn der Klient sich akzeptiert und verstanden fühlt, erkennt er oft selber, was für ihn richtig ist. Gute Ratschläge können auch Schläge sein. Aber eine wertschätzende Begegnung kann dem Leben eine neue Richtung geben.

 Von so einer Begegnung erzählt auch unser heutiges Evangelium. Jesus begegnet dem Zöllner Zachäus. Dieser ist zwar reich, aber menschlich gesehen ein armes Würstchen. Die Leute meiden ihn. Nicht nur, weil er ihnen zu viel Geld abknöpft. Von Berufs wegen treibt er Zölle ein für die verhasste Besatzungsmacht. Dazu kommt, dass er mit den Römern – also mit Heiden – regelmäßig Kontakt hat. Das macht ihn für gläubige Juden unrein. Jeder der Kontakt mit ihm hat, schließt sich vom Tempelkult aus. Also gehen ihm lieber alle aus dem Weg. Jesus dagegen laufen die Leute entgegen. Gerade erst hatte er einen Blinden geheilt. Neugierig stehen sie an der Straße. Auch Zachäus will sehen, wer dieser Jesus sei. Alleine sitzt er im Baum und hält Ausschau nach ihm. Vielleicht versteckt er sich sogar hinter den Blättern. Doch Jesus geht nicht vorbei: Er bleibt stehen. Sieht Zachäus an.  - 

Stellen Sie sich diese Situation im Baum mal bildlich vor: Sie selbst sind Zachäus, sitzen da oben im Baum hinter dem Blättervorhang. Von aller Welt werden Sie gemieden. Und dann trifft Sie ein Blick. --- Da gibt Ihnen jemand Ansehen. ---  Und es bleibt nicht beim stummen Blick. Die Begegnung wird intensiver: „Heute noch muss ich in deinem Haus zu Gast sein.“

In unserem Evangelium bringt Jesus Zachäus Wertschätzung entgegen, gibt ihm Ansehen. Und das ermöglicht diesem, sein Leben zu ändern. Die Qualität der Begegnung zu Jesus macht es ihm möglich, seinem Leben eine neue Richtung zu geben.

Die Zachäusgeschichte steht auch am Anfang unserer Erstkommunionvorbereitung. Auch dort ist die Qualität der Begegnung zwischen Kindern und Katecheten ganz wichtig. Den Kindern soll bewusst werden, dass Gott sie liebt: Vor aller Leistung und trotz aller Schuld. Sie sollen die Erfahrung machen, dass sie dazugehören: zur Gruppe und zu Jesus Christus und damit zur Kirche. Und die Eltern sollen erfahren, dass Gott anders ist als die Menschen. Er macht immer den ersten Schritt. Gott sagt „JA“! Und erst dann folgt unsere Antwort – unser Tun. Unter Menschen ist das ja oft umgekehrt. Die erwarten, dass man sich erst ändert, bevor sie einen wertschätzen. Glauben ist aber kein Erziehungsmittel. Es geht um Begegnung mit Jesus Christus. Und in der Katechese sollen die Kinder eine Ahnung davon bekommen, dass ihr Leben gelingt, wenn sie darauf vertrauen, dass Gott „JA“ zu ihnen sagt.

Doch wie kommen Menschen zum Glauben? Wir können ihn ja nicht wie ein fertiges Paket übergeben. -- Zum Glauben kommt man durch Glaubenszeugen und durch eigene Erfahrungen. Und beides wollen wir Kindern in der Katechese ermöglichen: Gelingende Begegnung mit Glaubenszeugen und Begegnung mit Gott.

Leider wird es immer schwieriger, dass die Kinder solchen Glaubenszeugen begegnen können. Aus dem Kreis der Eltern finden sich jedes Jahr immer weniger, die bereit oder fähig sind, die Kinder auf die Erstkommunion vorbereiten. In diesem Jahr fehlen noch Katecheten für etwa sieben Gruppen. Das heißt: 35 Kinder können derzeit nicht auf die Erstkommunion vorbereitet werden. Mir wurde deshalb schon gesagt: „Du bist viel zu lasch. Du musst die Eltern zu ihrem Glück zwingen.“ Andere sagen recht unverhohlen: „Die Eltern machen es sich leicht: Geben ihr Kind ab und halten sich raus. Die können ruhig auch mal was tun!“ Ich werde regelmäßig wütend, wenn ich so etwas höre. Wütend, und auch hilflos. Da wird „Glauben-bezeugen“ gleichgesetzt mit „fleißig sein“. Ich habe den Eindruck, Viele verschließen die Augen vor der Situation, in der Familien leben.

Denn erstens: Eltern sind nicht faul. Viele haben einfach keine Zeit, weil sie berufstätig sind. Auch viele Mütter. Dazu kommt, von allen Seiten wird erwartet, dass sie sich einbringen: von der Schule, vom Kindergarten, vom Sportverein. Und zweitens: Viele Eltern sind selbst nicht mehr im Glauben groß geworden. Oder sie fühlen sich da nicht mehr zu Hause. Aber ihren Kindern wollen sie den Glauben nicht vorenthalten!! Diese Eltern können jedoch den Kindern keine Glaubenszeugen sein. Sie brauchen selbst welche…

Ich muss gestehen, manchmal denke auch ich ein wenig resigniert: „Die wollen ja nur die schöne Familienfeier. Am Sonntag nach der Erstkommunion sehen wir kaum noch jemanden.“ Aber vielleicht ist ja die Erstkommunion für die Familien so etwas wie der Maulbeerfeigenbaum für Zachäus… Vielleicht ist die äußere Feier der Blättervorhang, hinter dem sie sich verstecken, um dennoch den Ausblick auf Jesus frei zu haben? Und vielleicht begegnen ihnen in unseren Gemeinden auch viel zu wenig Menschen, die wie Jesus stehen bleiben und sie anblicken. Die sie erst einmal annehmen, wie sie sind, ohne Vorbedingung und Erwartung. Menschen wie Jesus, mit denen wertschätzende Begegnung möglich ist. Vielleicht könnten solche Begegnungen ihrem Leben ja eine ganz neue Richtung geben?

Liebe Gemeinde, der Apostel Petrus schreibt: „Gebt jedem Rede und Antwort, wenn er nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ Die Katechese ist Aufgabe der ganzen Gemeinde – jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Natürlich gehören zur Gemeinde auch die Eltern der Erstkommunionkinder. Aber immer weniger haben die Fähigkeit und Möglichkeit, Katechet zu sein.

Darum möchte ich einen Kreis von Gemeindemitgliedern aufbauen, die Kinder als Erstkommunionkatecheten begleiten, auch wenn sie kein eigenes Kind zur Erstkommunion führen. Es geht nicht darum, den Eltern diese Aufgabe vorzuenthalten. Es geht darum, ihr Engagement zu ergänzen. Ich stelle mir vor, dass dieser Kreis von Gemeinde-Katecheten so groß wird, dass jeder Einzelne nicht jedes Jahr in Aktion treten muss. Denn Zeit spielt ja für Viele eine große Rolle. Vielleicht sagen Sie sich ja nun: „Ja, das ist etwas für mich. Ich möchte meinen Glauben bezeugen“. Und wenn Sie dazu noch Zeit haben und Erfahrung im Umgang mit Kindern, dann kommen Sie doch zum Infoabend am 18. November ins Pfarrzentrum St. Otger. Oder rufen Sie mich an. Vielleicht kennen Sie auch jemanden, für den das eine gute Aufgabe wäre. Machen Sie Werbung!
 
Das wichtigste Wort im Leben eines Menschen ist das Wort „JA“. Das Wort, das andere ihm zusprechen, bevor sie etwas von ihm erwarten. Helfen wir den Kindern und deren Familien gemeinsam, dass sie darauf vertrauen können, dass Gott schon längst „JA“ gesagt hat. Zu ihnen und zu uns allen. Und helfen wir ihnen, dass sie IHM antworten können und auch „JA“ sagen.

(Anne-Marie Eising, Pastoralreferentin St. Otger, Stadtlohn)

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt...


Statio 22./23.2.2014
(Lev 19, 1-2.17-18; 1 Kor 3, 16-23; Mt 5,38-48)

In einem Sprichwort heißt es: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Kennen Sie das auch? Zumindest haben mir das einige Katechetinnen bestätigt. Es ging um die Beichtvorbereitung der Erstkommunionkinder und den Sinn eines Gewissensspiegels. Grundsätzlich sagt uns ja unser Gewissen, was richtig ist und was falsch. Erst einmal sind wir nur unserem Gewissen gegenüber verantwortlich. Aber wir sind auch verantwortlich für unser Gewissen. Das heißt, wir müssen es schulen und an Wertmaßstäben orientieren. Christen nehmen maß an Jesus Christus. Daher orientiert sich der Gewissensspiegel der Kinder an der Goldenen Regel und am Liebesgebot.

Mit der Goldenen Regel konnten die Katechetinnen noch viel anfangen. „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Mt 7,12). Die Mütter meinten: „Ja, das können schon Kinder gut verstehen und auch umsetzen. Zuerst überlegen, was ich mir wünsche. Wie soll der Andere sich mir gegenüber verhalten? Dann weiß ich, wie ich handeln muss. Es ist zwar anspruchsvoll, den ersten Schritt zu tun, aber es überfordert nicht.

Anders das Liebesgebot: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“ (z.B. Lev 19, 18 oder Mt 22, 39) „Das ist schon eine andere Hausnummer.“ meinte eine. „Den anderen lieben? Das ist manchmal einfach unmöglich. Mein Nachbar zum Beispiel. Der ist ein richtiger Stinkstiefel. Eigentlich haben wir eine gut funktionierende Nachbarschaft. Aber vor einem Jahr ist der neu zugezogen. Anfangs hab ich ja noch versucht, freundlich zu sein. Aber der bringt es nicht einmal fertig, zurück zu grüßen. Und dann letztens die Sache mit den Mülltonnen…“ --

Na ja, ähnliche Situationen fallen Ihnen bestimmt auch ein…

„Nach der Goldenen Regel zu handeln ist doch einfach“, meinte die Katechetin. „Ich erwarte mir einfach nichts mehr von dem. Ich will auch gar nicht mehr gegrüßt werden. Also kann ich ihn links liegen lassen.“ Na ja, hab ich gedacht, so kann man sich rausreden. Ob sie wirklich nichts mehr von ihm erwartet? Auf Dauer hält sie das bestimmt nicht aus.

Die Katechetin meinte weiter. „Also: Goldene Regel, o.k. – aber ihn lieben wie mich? Nee, das kann ich nicht. Dazu ist der mir viel zu unsympathisch.“

Ein Problem, sich selbst zu lieben, hatten die Frauen nicht. Ihre Mütter dagegen hatten noch gelernt: das ist egoistisch. Dabei ist es doch ganz wichtig. Nur wenn ich mich selbst annehmen kann, kann ich auch andere schätzen. Nur wenn es Eltern gut geht, können sie gut für ihre Kinder da sein. Nur wenn erwachsene Kinder nicht überfordert sind, können sie die alten Eltern pflegen. Selbstliebe und Nächstenliebe: Das sind zwei Seiten einer Medaille. Leider fällt das vielen Menschen schwer.

Und wenn es doch gelingt, sich selbst zu lieben: „Den blöden Nachbarn genauso lieben wie mich? Das ist schon eine Zumutung.“, meinte die Katechetin. „Und überhaupt, was ist denn mit „Liebe“ gemeint? Soll ich jedem um den Hals fallen? Soll immer Friede, Freude, Eierkuchen sein? Das ist doch unrealistisch.“

Dennoch steht heute in der Lesung gerade dieses Gebot: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“ (Lev 19,18) Man kann es besser übersetzen mit den Worten: „Du sollst deinem Nächsten Taten der Liebe erweisen: Er ist wie du.“ [1] Das heißt:

Der andere ist ein Mensch – wie du.

Er braucht Nahrung und Kleidung – wie du.

Er braucht Anerkennung und Liebe – wie du.

Er hat Fehler – genau wie du!

Und er ist von Gott geschaffen und geliebt – wie du!

Das heißt: er hat Würde – genau wie du!

Es geht nicht um schöne Gefühle, es geht um die Haltung zum anderen. Es geht auch nicht darum, die Selbstliebe zum Maßstab der Nächstenliebe zu machen. Man soll sich daran erinnern, dass der andere wesensgleich ist mit einem selbst. [2] Wenn ich sage: „Der ist ja nicht wie wir. Der ist anders.“, setze ich seine Würde herab. Das war schon immer er Anfang von allem Übel. Zum Beispiel: Frauen sind anders als Männer. Schwarze sind anders als Weiße. Juden sind anders als Deutsche: Bevor man Millionen von Menschen ermordet hatte, machte man sie zu „Untermenschen“ oder „Parasiten“. 

Und das funktioniert auch heute noch so. Beim Mobbing zum Beispiel: in der Schule oder am Arbeitsplatz. Ist jemand erst einmal zum Opfer degradiert, ist das die Erlaubnis für alle, erst recht drauf zu hauen. Hämische Kommentare bis zum Rufmord bei Facebook und Co. finden keine Grenzen. Das ist der Anfang vom Ende. Manche führt das in den Selbstmord.

Der Andere ist wie Du. Er hat Würde – wie du. Im Evangelium heißt es: „Gott lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten.“ Er liebt mich und er liebt den anderen. Sogar den bösen Nachbarn… Darin haben wir unseren gemeinsamen Nenner. Und das ist nicht der kleinste gemeinsame Nenner. Das ist die höchste Würde, die man sich nur denken kann. Wer das voraussetzt, kann die Andersartigkeit eines Menschen ertragen, - ja sogar wert schätzen. Sie bereichert dann das eigene Leben.

Der Andere ist wie Du. Deshalb sollst du ihm Taten der Liebe erweisen. Wer das tut, verändert seine Haltung zum anderen. Das äußere Tun verändert die innere Einstellung. So kann ich Abneigung und sogar Hass überwinden. Dem anderen entgegen kommen, ohne etwas von ihm zu erwarten. Und wenn es nur ein freundlicher Gruß ist.

Und wenn er mich nicht zurückgrüßt: Niemand zwingt mich, mich zu ärgern. Der Andere ist ja nicht verantwortlich dafür, wie ich mich fühle. Dafür sorgen nur meine eigenen Gedanken. Wie ich die Situation bewerte entscheidet darüber, wie es mir damit geht. Es kann tausend Gründe dafür geben, warum der Nachbar nicht grüßt. Aber ich erfinde einen Grund und grüble darüber nach. Innerlich steigere ich mich in etwas hinein. Da hilft manchmal nur: innerlich STOP sagen und nicht weiterdenken.

Meine innere Einstellung ändern kann ich zum Beispiel, wenn ich dem Anderen immer wieder entgegenkomme: Mit Taten der Liebe. Vielleicht hilft gerade das auch dem Stinkstiefel von Nachbarn, sich zu ändern. Zumindest aber wird die Spirale von Abneigung, Hass, Konflikten und Gewalt unterbrochen. Im kleinen Nachbarstreit, im Familienzwist oder gar in Konflikten zwischen ganzen Völkern. Wenn keiner nachgibt, geht´s immer weiter…

So kann man auch das Gebot der Feindesliebe verstehen. Darum geht es heute im Evangelium. Jesus gibt den Rat, dem Feind gegenüber eine versöhnliche Haltung einzunehmen. Das entschärft. Nimmt ihm vielleicht seine Feindseligkeit.

Möglich wird das, wenn ich meinen inneren Halt in Gott gefunden habe. Ich bin geliebt! Das kann mir niemand nehmen. Mit diesem inneren Halt kann ich meinen Mitmenschen in einer anderen Haltung gegenübertreten. Und diese Haltung beeinflusst mein Verhalten. Taten der Liebe werden möglich.

Liebe Gemeinde, daran übe ich auch noch. Vielleicht ist das eine Aufgabe, an der man sein Leben lang üben muss. Und wenn mir Taten der Liebe nicht möglich sind, kann ich zumindest versuchen, für den anderen zu beten. Das hört sich fromm an, aber es wirkt. Ich hatte mal mit einem Menschen zu tun, der mir das Leben schwer machte. Er hatte mich sogar tief verletzt. Anderen ging es ähnlich. Da sagte mir eine ältere Frau: „Ja, man kann für ihn wohl nur noch beten.“ Das fand ich im ersten Moment abwegig. Ich wollte mich mit ihm auseinandersetzen. Mein Recht bekommen. Ich wollte ihn ändern. Aber dann hab ich es einfach mal versucht: Ich hab für ihn gebetet. -- Es hat ihn und die Situation nicht verändert. Aber meine Haltung hat sich verändert. So konnte ich mich ihm gegenüber anders verhalten.

Vielleicht kann man dann das Sprichwort „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“ anders formulieren. Vielleicht sollte man sagen:
Wenn einem auch der böse Nachbar nicht gefällt, kann gerade der Fromme den Frieden leben.


(Anne-Marie Eising, Pastoralreferentin St. Otger, Stadtlohn)




[1] Stuttgarter Altes Testament; Kommentar zu Lev 19,18, Stuttgart 2004, S. 194,
[2] vgl. Fulbert Steffensky, Schöne Aussichten – Einlassungen auf biblische Texte, Radius-Verlag Stuttgart, 2006, S. 31ff