Liebe Mitchristen,
liebe Erstkommunionkinder,
seit der Osterwoche sieht unsere Kirche ganz anders aus.
Vielleicht haben sich einige schon gefragt: Was steht denn hier alles so rum? –
Das sind lauter Kunstwerke! Entstanden aus unserem Projekt
„Stadtlohn – voll Gott“.
Ganz viele Leute aus Stadtlohn haben sich auf Spurensuche
gemacht. Sie haben überlegt: „Wo ist mir in meinem Leben Gott begegnet?“ Und
sie haben entdeckt: Ganz Stadtlohn ist voll Gott – ja, die ganze Welt ist voll
Gott. Wie und wo ihnen Gott begegnet ist, das haben sie in einem Kunstwerk
dargestellt.
Die Frauengemeinschaften zum Beispiel. Sie haben gemeinsam
ein Buch geschrieben. Eine Frau hat ein Bild beigesteuert, das ihre Enkelin
gemalt hat: Zu sehen ist ein Brot und ein Kelch mit Wein. Damit sagt die
Enkelin ganz klar: „Mir begegnet Gott in der Kommunion – nicht nur in der
Erstkommunion.“
Aber die ist für einen alten Mann ganz wichtig gewesen.
Heute lebt er im Seniorenheim. Für ein Fotobuch hat er ein Kreuz fotografiert.
Das hat er geschenkt bekommen zu seiner Erstkommunion. Seitdem hängt es an
seinem Bett. Zuerst im Kinderzimmer, dann in seiner Wohnung und nun im
Seniorenheim. Wenn er das Kreuz sieht, dann weiß er: Gott ist ihm nahe.
Oder ein anderer Mann. Er hat Erde in Gläser gefüllt: Aus
Wenningfeld, Hundewig, Wendfeld, aus Estern, Almsick und so weiter. Egal, wo
man in Stadtlohn ist – egal, wo man in der Welt ist – Gott ist da. Die ganze
Welt ist voll Gott.
Ja, sogar jeder Mensch ist voll Gott! Deshalb hat die
Johannesschule in die Mitte ihres Bildes einen Spiegel geklebt. Wenn du
demnächst mal in den Spiegel blickst, dann weißt du: auch Du bist voll Gott!!!
Gott ist in dir. Und Gott ist für dich da. Das hat ein
Kindergarten erkannt. Die Kinder haben eine Geschichte aus der Bibel gemalt:
Mose am brennenden Dornbusch. Gott sagt ihm seinen Namen: Er nennt sich: „Ich
bin da.“ Und wie Gott heißt, so ist er auch: Für die Menschen da. Die Kinder haben gemalt, wo Gott für sie da ist – mitten im
Leben.
Auch Mose und das Volk Israel haben immer wieder erfahren,
dass Gott für sie da ist. Seine Gegenwart haben sie verehrt in ihrem
Allerheiligsten. Die Bundeslade mit den zehn Geboten. Vierzig Jahre lang sind
sie damit unterwegs gewesen – in der Wüste. Und nachts haben sie das
Allerheiligstes in einem Zelt aufbewahrt. Ein Zelt kann man überall aufstellen
und zu jeder Zeit. Das Zelt ist das Zeichen dafür, dass Gott überall mit uns
mitgeht. Er ist immer da.
Natürlich hat auch die Zeitung über unsere Ausstellung berichtet.
Der Artikel hatte die Überschrift: „Gott in der Brötchentüte“.
Die Messdiener
haben dieses Kunstwerk gemacht. Auf die Brötchentüte haben sie gemalt, wo ihnen
Gott im Alltag begegnet. Die Tüten hängen an einer Wäscheleine, die zum
Tabernakel führt.
Das Wort Tabernakel heißt auf Deutsch: Zelt. So, wie das Volk
Israel ihr Allerheiligstes im Zelt aufbewahrt hat, so bewahren auch wir unser
Allerheiligstes auf im Tabernakel: Das Brot. – Aber nicht irgendein Brot.
Keines, das man in die Brötchentüte steckt. Im Tabernakel bewahren wir das Brot
auf, das der Priester in der Messe gesegnet hat und über das er die gleichen
Worte gesprochen hat, wie Jesus beim letzten Abendmahl: „Nehmt, und esst alle
davon. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ In der Gestalt dieses
Brotes begegnet uns Jesus Christus selbst. Er ist für uns da. Deshalb ist das
Brot für uns das Allerheiligste. Wir nennen es „Leib Christi“.
Dieses Brot, der Leib Christi, hat die Form einer Oblate.
Eine weiße, runde Scheibe. So, wie ihr es auf einem weiteren Kunstwerk sehen
könnt. In der Mitte der Oblate Jesus am Kreuz. Deshalb nennen wir dieses Brot
in Form einer Oblate auch „Hostie“. Das heißt auf Deutsch „hingegeben“. Jesus
selbst hat sich für uns hingegeben. Wer mit Hingabe etwas tut, tut es aus
vollem Herzen. Setzt sich voll und ganz für einen Menschen ein. Auch Jesus war
aus vollem Herzen für die Menschen da. Er setzte sich voll und ganz dafür ein,
dass alle Menschen ihm glauben, dass Gott sie liebt – ohne Bedingung. Dafür hat
er sogar seinen Tod in Kauf genommen. Deshalb sagen wir: Er hat sich für uns
hingegeben oder dargebracht.
Auf dem Kunstwerk seht ihr außer der Hostie und dem Kreuz
auch viele Hände: Hände sind zum Handeln da. Und Hände sind auch da zum
Empfangen. In die offene und leere Hand wird uns bei der Kommunion - in jeder
Messe - die Hostie hineingelegt. Wir empfangen Jesus in der Gestalt des Brotes.
Seine Liebe soll uns in Fleisch und Blut übergehen, damit unser Leben von ihm
erzählt. Nicht nur Brot und Wein werden gewandelt. Unser Leben wird gewandelt. Wenn
Menschen von der Liebe Jesu durchdrungen sind, können ihre Hände die Welt
verändern. Dann wird deutlich: nicht nur Stadtlohn – die ganze Welt ist voll
Gott.
Manchmal fällt es aber auch schwer, an Gott zu glauben.
Dann kann es helfen, sich von anderen Menschen erzählen zu
lassen woran sie glauben. Oder guckt euch die Ausstellung in Ruhe an. Hier
stehen über 50 Glaubenszeugnisse! Noch bis Pfingsten ist dazu Gelegenheit. Man
kann aber auch allen Zweifel, allen Unglauben, alle Fragen in Gedanken mit auf
den Altar legen.
Gleich decken einige Kommunionkinder den Altartisch. Sie
bringen Brot und Wein, damit Gott sie wandeln möge in Leib und Blut Jesu
Christi. Wenn er das kann, dann kann er doch auch uns wandeln… Alles, was wir
in Gedanken mit auf den Altar legen, möge Gott zum Guten wandeln. Alle Sorgen,
Nöte, den ganzen Alltag.
Denn Gott hält, was er verspricht: Sein Name ist: „Ich bin
da.“ Das haben Menschen zu allen Zeiten erfahren. Und das hat er vor allem
gezeigt in seinem Sohn Jesus Christus: in seinem Leben, seinem Tod und in
seiner Auferstehung. Und das feiern wir jetzt in der Kommunion.
Liebe Kommunionkinder,
ich wünsche euch, dass auch ihr erfahren könnt, was das
Kommunionkind gemalt hat für seine Oma. Das Bild im Buch der
Frauengemeinschaft. Ich wünsche euch, dass auch ihr sagen könnt, die Kommunion
ist voll Gott.
Ich wünsche euch, dass ihr immer wieder etwas von Gottes Nähe
und von Gottes Liebe erfahrt: Im Alltag. Und gerade auch heute, wenn ihr zum
ersten Mal Jesus selbst empfangt in der Gestalt des Brotes. In Jesus ist Gott
für dich da! Amen.
(Anne-Marie Eising, 17.5.2015,
inspiriert durch eine Idee
von Pfarrer Frank Weilke)